BO-City: Offene Fragen, offene Wunden
Niemand leugnet, dass sich etwas tut in der Bochumer Innenstadt. Die CDU-Ratsfraktion findet: Höchste Zeit dafür! Dennoch haben wir immer wieder den Finger in diverse Wunden gelegt. Angesichts explodierender Kosten beim Haus des Wissens sahen wir uns seinerzeit gezwungen, einen Ratsbürgerentscheid zu fordern. Aber Rot-Grün hat ein kaum kalkulierbares Risiko durchgepeitscht. Alles gut in der City?
Der stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende und wirtschaftspolitische Sprecher Roland Mitschke meint: Es gibt viel zu viele offene Wunden!
Der alte Telekomblock gegenüber vom Rathaus ist zu einer Großbaustelle geworden. 160 Millionen Euro kostet das Projekt, in dem 2027 die VHS, die Bücherei, eine Anlaufstelle der Uni-Allianz und eine Markthalle untergebracht werden sollen. Dazu kommt eine Fahrradgarage mit 300 Plätzen und ein begehbarer Dachgarten. Alles soll im 24/7-Betrieb geöffnet sein und Publikum von nah und fern nach Bochum bringen. Ausgangspunkt war eine neue Unterkunft für VHS und Bücherei. Dazu kam die Markthalle als Wunsch aus einer Bürgerkonferenz.
Nach verschiedenen Kostenschätzungen kam es im Rat zur Investitionsentscheidung über dieses Highlight des Oberbürgermeisters. Im Hinblick auf die enormen Kosten beantragte die CDU-Fraktion einen „Ratsbürgerentscheid“, der eine Entscheidung der gesamten Bürgerschaft ermöglicht hätte. Dies wurde von der Ratsmehrheit abgelehnt. Wenn‘s konkret wird, gibt‘s keine Bürgerbeteiligung.
Strategisches Ziel von OB Eiskirch ist der Anspruch, „Vorreiter modernen Stadtmanagements“ zu sein. Nachdem das Husemann Karree mit der Billigkette Woolworth mit einjähriger Verspätung fertiggestellt ist, „freuen“ sich die Besucher der Innenstadt und die umliegenden Geschäfte über die Baustelle Husemannplatz. Der Plan, den Husemannplatz zu erneuern, ist so alt wie die Planung Husemann Karree. Beide Projekte sollten gleichzeitig fertig sein. Die Baustelle bleibt noch eine ganze Zeit, vielleicht ist die Freigabe kurz vor der Kommunalwahl im Herbst 2025. Offensichtlich geht es nicht um modernes Stadtmanagement, sondern um die Strategie für die Wahl im Herbst 2025.
Um weitere Projekte in der Innenstadt ist es ruhig geworden. Weder für das City-Tor Süd am Bermuda3ECK noch für das Hochhaus-Projekt am Bahnhof ist eine Realisierung absehbar. Auch für die Bebauung am Südring/Ecke Luisenstraße ist der Investor abgesprungen. Was aus der hässlichen Baulücke Kortumstraße/Ecke Nordring wird, steht in den Sternen. Der nördliche Bereich der Innenstadt ist – für jedermann erkennbar – in einer negativen Entwicklung. Ein Gegensteuern gibt es nicht. Offen ist auch die Zukunft des Bereichs zwischen Rathaus, Technischem Rathaus und Westring mit Gesundheitsamt und Musikschule.
Der RUHR PARK gibt ein Beispiel, wie modernes, zielgerichtetes City-Management aussehen muss. Dazu gehören Sauberkeit, Blumen und Grün, Aufenthaltsqualität, Spielmöglichkeiten für Kinder und vorzeigbare öffentliche Toilettenanlagen – und nicht nur eine. Auf dem Boulevard muss sich mehr abspielen. Warum nicht mehr Gastronomie, warum nicht Ansätze für einen kleinen Viktualienmarkt. Wer unsere City wieder attraktiv machen will, muss Phantasie entwickeln. Woolworth und auch der Dachgarten auf dem Haus des Wissens werden wohl nicht als frequenzbringendes Highlight reichen.
Modern und zielgerichtet wäre ein Gesamtkonzept mit konkretem Zeit- und Maßnahmenplan. Wir werden nicht aufhören, den Finger in die Wunde zu legen. Viel Marketing – sprich Werbung – reicht eben nicht.
Roland Mitschke