Stadthalle Wattenscheid: Wertschätzung sieht anders aus

Stadthalle Wattenscheid (Quelle: Stadt Bochum)Stadthalle Wattenscheid (Quelle: Stadt Bochum)

Sie war jahrzehntelang die „gute Stube Wattenscheids“: die Stadthalle an der Saarlandstraße in der City. In den letzten Monaten war klar geworden: Eine umfassende Sanierung wäre nötig – ist der Stadt aber zu teuer. Jetzt hat der Rat (bei Enthaltung der CDU) beschlossen, dass die Stadthalle Wattenscheid zwar saniert wird. Ihre „primäre Funktion“ soll aber die einer „gewöhnlichen Schulaula“ fürs Märkische Gymnasium sein. Der Wattenscheider CDU-Ratsherr Hans Henneke hat ein ausgesprochen dummes Gefühl dabei …

Im Rat ging’s unter anderem darum, die Stadthalle Wattenscheid aus dem Eigentum der Bochumer Veranstaltungsgesellschaft (BoVG) wieder in das Eigentum der Stadt zurück zu übertragen und als Schulaula zu sanieren. Die Sanierungsarbeiten sollen nun im Rahmen der Gesamtsanierung der Märkischen Schule erfolgen. Und wenn alles fertig ist, dann soll die Schulaula auch „ausnahmsweise“ für Veranstaltungen Dritter (Beispiel: Karneval) genutzt werden können.

Welche konkreten Rahmenbedingungen dafür in Zukunft gelten sollen, da blieben Verwaltung und rot-grüne Ratskoalition ziemlich vage – und sie wollten es auch bleiben. Einen Änderungsantrag der CDU, hier mit einem Rahmenkonzept für die Nutzung der Stadthalle Wattenscheid Klarheit zu schaffen, lehnte die Koalition ab. Die Initiative der Bezirksvertretung Wattenscheid schaffte es noch nicht einmal in die Diskussion des Rates. Wertschätzung sieht wirklich anders aus. So weit, so schlecht.

Rot-Grün wollte sich auch nicht mehr damit beschäftigen, was eigentlich der beschlossene Plan des Rates für die Stadthalle Wattenscheid war. Auch das: wahrlich kein Ruhmesblatt! Es ist ziemlich genau fünf Jahre her, da hat der Rat der Stadt Bochum am 12.12.2019 auf Vorschlag von Oberbürgermeister Eiskirch beschlossen, die Stadthalle Wattenscheid in das Eigentum der BoVG zu übergeben und mit 11,5 Millionen Euro von ihr sanieren zu lassen. Klares Ziel: eine moderne Veranstaltungshalle in Wattenscheid. Das Potenzial für eine wirtschaftliche Tragfähigkeit sei da, mit der Sanierung sollte im Jahr 2020 begonnen werden – und das Geld wurde 2020 der BOVG auch zur Verfügung gestellt.

Doch was dann passiert ist, bleibt beim Oberbürgermeister lieber unter der Decke. Aufgabe des Oberbürgermeisters ist es, die Beschlüsse des Rates umzusetzen. Und hierbei hakte es.

Die Stadthalle war erst zum 1. April 2023, also fast dreieinhalb Jahre nach dem Beschluss des Rates [!], an die BoVG übertragen worden. Von den bereitgestellten 11,5 Millionen Euro für die Sanierung im Jahr 2019 sollen nach dem jetzigen Vorschlag lediglich 7 Millionen Euro für tatsächliche Baukosten verbleiben. Was dies schlussendlich bei den Preissteigerungen der letzten Jahre für die Sanierungsmaßnahmen in der Stadthalle Wattenscheid bedeutet, ist offensichtlich.

Diese von den Bürgern nicht nur in Wattenscheid geschätzte und wichtige Veranstaltungsstätte zählt eben nicht zu den Bochumer Leuchttürmen à la Eiskirch! Auch in Bochum kann jeder Euro nur einmal ausgegeben werden. Und was weg ist, ist weg. Für diese Erkenntnis braucht man kein Haus des Wissens.

Hans Henneke