Das Wetter war einmal mehr wie bestellt, und der obligatorische Eiswagen war auch wieder da: Die Bochumer CDU-Ratsfraktion hatte wieder zur Bochumer Begegnung geladen, rund 150 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Sport sind am Montagabend der Einladung in die „Scheune“ von Haus Kemnade gefolgt. Es war bereits die 17. Auflage, diesmal war eine Bochumer Unternehmerpersönlichkeit Referent des Abends: Andor Baltz, der das traditionsreiche Modehaus im Herzen der Innenstadt seit 2004 in fünfter Generation führt. CDU-Fraktionschef Christian Haardt sprach hinterher von spannenden Einblicken.
„Ich höre immer, stationäre Händler sind schon alle tot“, hatte Baltz seinen Vortrag eingeleitet – um im Anschluss deutlich zu machen, dass das fast 200 Jahre alte Unternehmen mit einer Filiale im Ruhr Park dank umsichtiger Steuerung Zukunft hat. Das Boulevard-Café Wiacker in der oft „problematischen“ oberen Etage etwa werde von immerhin zehn Prozent der Besucher genutzt. Viele Menschen kommen übrigens auch aus Nachbarstädten; vor allem „alles entlang der A43“ sei wichtig.
Andor Baltz konnte eindrucksvoll darstellen, wie wichtig die Textilbranche als Magnet für Innenstädte ist, gerade auch in der Vorweihnachtszeit. Dementsprechend kritisch sieht er etwa Überlegungen, bei der Weihnachtsbeleuchtung den Rotstift anzusetzen.
Noch kritischer steht er einer Verkehrspolitik gegenüber, die mittelfristig die Verbannung des Autos aus der City will: „Als großer Textilhändler mit überregionaler Bedeutung benötigen wir auch Besucher außerhalb von Bochum.“ Unschlagbar in diesem Zusammenhang war eine Kundenumfrage, die Baltz in seinem Haus hat durchführen lassen. Danach waren an einem Samstag 55 Prozent seiner Besucherinnen und Besucher mit dem Pkw nach Bochum gekommen, mehr als dreißig Prozent mit dem ÖPNV und weniger als fünf Prozent mit dem Fahrrad: „Wir brauchen eine Riesen-Datengrundlage über die Besucher der Innenstadt, um die richtigen politischen Entscheidungen zu treffen.“
Andor Baltz ließ die Gäste auch an seinen Gedanken zur Attraktivität der Innenstadt an sich teilhaben, zur Bedeutung eines interessanten, abwechslungsreichen Umfeldes. Entscheidend ist dabei für ihn das Erlebnis, welches Innenstadtbesuchern geboten wird. Dementsprechend sieht er das geplante Haus des Wissens auch als große Chance für Bochum. Für Diskussionen im Anschluss an seinen Vortrag sorgte Baltz auch mit seiner Idee, Parkhäuser etwa durch Kunstinstallationen optisch aufzuwerten.